Das war einfach abgefahren!

22.09.2021

Ich muss ehrlich gestehen: Ich habe das, was in den vergangenen Tage in Aachen passiert ist, immer noch nicht so richtig realisiert.
Valesco in Aachen – hat mich sprachlos gemacht! (Foto: ©LL-Foto) 


Während des Turniers in Hagen habe ich erfahren, dass ich einen Startplatz für Aachen bekomme. Ich bin dann direkt am Dienstag mit Valesco nach Aachen gefahren, weil ich weiß, dass er immer gerne erst eine Nacht vor Ort schläft. Er ist dann im Training ausgeruhter und fühlt sich schon wohler vor Ort. Am Mittwoch konnte meine Mutter aber erst am Nachmittag, also bin ich im großen Stadion vormittags nur gemütlich Schritt mit ihm gegangen. Er hat sich in Ruhe alles angesehen, hat einen kurzen Blick auf die großen Lautsprecher geworfen und dann war das so alles okay für ihn. Auch der große Torbogen, durch den man ins Stadion reitet, war für ihn gar kein Problem.

Eins der Highlights mit Valesco: Piaffen und Passagen (Foto: ©LL-Foto)

Mit dem Grand Prix am Donnerstag war ich dann schon sehr zufrieden. Den einen Fehler, den wir zu Beginn der Einerwechsel drin hatten, der ging voll auf meine Kappe. Ich hatte mir vorher ganz viele Gedanken gemacht, wie ich am besten in die Einer reite, weil er manchmal zu Beginn etwas die Kruppe anhebt. Und es kam wie es in solchen Fällen oft passiert: Ich habe so viel darüber nachgedacht, dass ich am Ende nicht wirklich zurück, aber auch nicht wirklich nach vorne reingeritten bin. Ich war unentschlossen und unsicher und so konnte ich ihm natürlich auch keine Sicherheit geben. Mit dem ganzen Rest der Prüfung war ich top zufrieden und bin mit der Hoffnung in den Stall zurückgeritten, unter die ersten Fünf zu kommen. Das wäre schon super gewesen. Ich war ja erste Starterin, musste also ziemlich lange bis zur Platzierung warten, reite dann in Richtung Stadion und Moni (Monica Theodorescu) kam mir entgegen und gratulierte mir zum Sieg. Das war so irreal! Plötzlich hatten wir gewonnen. Als bei der Siegerehrung die Nationalhymne für Valesco und mich gespielt wurde, konnte ich das ein oder andere Freudentränchen nicht unterdrücken. Ein Sieg in Aachen – das hatte bisher nur Daggi geschafft, allein und im Team. Und dann kommt Valesco mit seinen zehn Jahren und macht mich einfach nur sprachlos.
Im Special kam es fast noch besser: Meine Startzeit war 19.35 Uhr und irgendwie hatte ich bei mir abgespeichert, dass es dann auf jeden Fall noch hell ist. War es aber gar nicht. Als ich in Richtung Stadion guckte und das Flutlicht sah, drumherum dunkel, habe ich mal kurz geschluckt. Flutlicht – das hatte Valesco noch nie erlebt. Aber es war ihm ganz egal. Er spulte den zweiten Grand Prix Special seines Lebens ab wie ein ganz Großer. Okay, er war schon ‚an‘ und den ersten Teil der Prüfung musste ich etwas bremsen, aber er hat sich so super zusammengerissen. Er hat mir einfach voll vertraut, hat mal hier gelauscht und mal dort geguckt, aber sich immer wieder von mir ‚an die Hand nehmen‘ und reiten lassen. Das rechne ich ihm unheimlich hoch an!

Valesco und ich in Aachen – eins unserer absoluten Lieblingsturniere! (Foto: ©LL-Foto) 

Die Schlusslinie mit den Piaffen, Passagen und Übergängen war ein grandioses Gefühl. Und auch die Serienwechsel, für die er vor wenigen Wochen noch 7er bekommen hat, hat er rausgehauen für die 9. Am Ende dieser Prüfung konnte ich nur den Kopf schütteln: Das ist nicht normal, dass ein zehnjähriges Pferd zum ersten Mal in Aachen seinen zweiten Special überhaupt so abliefert. Das ist einfach abgefahren. Meine Mutter war fix und fertig, ganz viele Leute haben mich angesprochen und ich bin einfach nur voller Freude und Stolz, was Valesco und ich da in Aachen gezeigt haben.