Knutschen erst nach ‚X‘ erlaubt

08.03.2022

Es gibt gute und weniger gute Turnier-Wochenenden – und jetzt war Lier. Was für ein grandioses Erlebnis!
Es ging schon gut mit Delavega los. Es war sein erster internationaler Auftritt überhaupt und er hat gleich die erste Prüfung, eine Inter A, mit über 70 Prozent gewonnen. Es waren nur vier Starter, aber viel wichtiger: Er hat sich viel schneller akklimatisiert als in Neumünster. Er war zwar noch etwas abgelenkt und man hat ihm natürlich noch angemerkt, dass er jung und mit wenig Erfahrung ausgestattet ist, aber alles in allem hat er mich gut reiten lassen und sein Potenzial gezeigt. Die zweite Prüfung war noch einen Tacken besser. Zweiter Start, zweiter Sieg, wieder über 70 Prozent und noch ein Stück mehr Sicherheit. Ich bin wirklich stolz auf ihn!

Delavega in Lier – internationale Premiere mit Doppelsieg!

Langeweile ist definitiv nichts für Valencia. In Lier hat sie noch eine Schippe drauf gelegt. Beim Abreiten für den Drei-Sterne-Grand Prix hat sie sich ein Eisen abgetreten. Der Schmied war nicht direkt vor Ort, also hat sich Norbert van Laak netterweise bereit erklärt, das Eisen mit unseren mitgebrachten Nägeln wieder zu befestigen – nicht ohne anzumerken, dass er etwas skeptisch war, ob das halten würde, weil die Nägel ziemlich kurz waren. Er hatte recht. Es hat nicht gehalten, ein paar Minuten später war das Eisen wieder locker. Meine Startzeit war schon verschoben worden, aber auch damit wurde es jetzt verdammt eng. Der Schmied war inzwischen da, hat das Eisen nun mit normal langen Nägeln das zweite Mal aufgenagelt und dann hatte ich noch exakt fünf Minuten für die Vorbereitung – oha!
Beim Einreiten hatte ich die Worte meiner Mutter im Ohr: „Wenn Du Valencia da rein reitest, dann musst Du richtig reiten. Keine halben Sachen.“ Also habe ich versucht, die ganze ‚Vorgeschichte‘ vom Abreiten auszublenden und los ging’s. Am Ende der Prüfung war ein Tränchen nicht mehr zu unterdrücken. Es war Valencias dritter internationaler Grand Prix, die Vorbereitung war chaotisch und diese unglaubliche Stute zaubert einen super Grand Prix ins Viereck. Was für ein Gefühl! Am Ende hat sie mit 75,804 Prozent gewonnen – unfassbar!

Valencia in Lier – Knutschgefühle auf der Schlusslinie!

Der Special am nächsten Tag war tatsächlich noch mal eine Steigerung. Erst mal lief das Abreiten ohne weitere Vorkommnisse ganz in Ruhe ab :-) und Valencia war in der Prüfung noch souveräner. Alles fühlte sich so einfach an, sie war so konzentriert, die ganze Aufgabe aus einem Guss. Mein persönliches Highlight war die Schlusslinie im Special. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um ihr nicht schon bei X um den Hals zu fallen und sie zu knutschen. Es war so toll. 77,234 Prozent und wieder der Sieg. Was für ein Genussmoment!
Kleiner Wermutstropfen: Eigentlich wollte ich ja auch Valesco mit nach Lier nehmen, aber das hat leider auf den letzten Moment nicht geklappt, er war ein bisschen erkältet und das soll er erst mal in Ruhe auskurieren.
Von Lier sind wir fast direkt für ein paar Tage Urlaub in die Berge gefahren. Mama kümmert sich wie immer um meine Pferde und freut sich schon darauf, mit den Lier-Siegern ein bisschen Spaß zu haben.