Balve – das war der Wahnsinn!!

10.06.2013

Alles ging schon mit einem Hammer am Freitag los. Ich bin abgeritten und war in der Piaffe, da macht es plötzlich ‚blobb’ und ich sitze eine Etage tiefer, völlig im Bergab. Der ganze Sattel ist vorne komplett auseinander gegangen. Das Kopfeisen war gebrochen! Uta Gräf war vor mir dran und ist gerade schon eingeritten. Oha, ich habe kurz überlegt, ob ich mit dem kaputten Sattel reiten kann, aber das ging gar nicht. Jonny Hilberath hat sofort die Starterliste studiert und überlegt, mit wem ich auf die Schnelle den Startplatz tauschen kann, aber da war so kurzfristig natürlich keiner fertig. Also hat Mama unseren Andrzej losgeschickt und er hat im Sprint den Sattel von Miss Go geholt. Die Stute hatten wir zum Arbeiten mit nach Balve genommen. Ruckzuck haben wir umgesattelt. Das ist eigentlich unglaublich, was ein Sattel so ausmacht. Ich hatte ein ganz anderes Gefühl. Mama hat gesagt, ich soll zuerst ein paar Wechsel reiten, weil das mit anderem Sattel immer besonders gewöhnungsbedürftig sei. Das ging eigentlich ganz gut. Dann habe ich eine Zick-Zack-Traversale geritten. Ich dachte, alles wäre ganz normal, aber Jonny und Mama haben sich nur gewundert, weil ich mehr oder weniger mit Vollgas dadurch geritten bin. Armer Daggi! Das war alles schon eine Riesenumstellung. Dann war die Zeit reif und ich musste einreiten. Im Grunde bin ich super happy, wie das alles im Viereck dann doch noch geklappt hat. Okay, die erste Piaffe bin ich ganz schön im Vorwärts geritten. Ich habe sie eingeleitet wie immer, aber Daggi hat mich erst einmal gar nicht richtig verstanden. Der Sattel ist wie ein ‚Kommunikator’ und wenn der sich plötzlich ändert…  Mit 73,021 Prozent hatte ich am Ende mein zweitbestes Ergebnis überhaupt im Grand Prix. Das ging alles noch richtig gut. Zwischendurch hatte ich schon mal geflucht: Da arbeitet man so lange auf dieses Turnier hin und dann passiert so etwas. Es hätte ja auch einfach zu Hause im Training passieren können. Auf der anderen Seite hätte es auch vor Ort in der Prüfung passieren können. Also im Endeffekt – alles gut!


Am Nachmittag bin ich dann auf der Suche nach einem neuen Kopfeisen über den Platz gelaufen. Gott sei Dank war wirklich ein Sattler vor Ort, der eins dabei hatte. Ich habe den Bates Sattel von Isabell Werth, da kann man ein Kopfeisen glücklicherweise problemlos einbauen. Der Sattler hatte auch die richtige Größe dabei und hat es uns dann noch genau so gebogen, wie das, was Daggi vorher hatte. Isabell (Werth) hatte inzwischen auch nachgesehen. Wenn der Sattler nichts gehabt hätte, hätte ich ihr Kopfeisen von Flatley haben können. Das war auch eine ähnliche Größe. Aber trotzdem hat unser Sattel bei dem Bruch am Freitag einen Knacks abbekommen. Jetzt muss ich überlegen, was ich mache. Ich möchte eigentlich vor Aachen keinen neuen Sattel auf Daggi legen. Da muss ich noch überlegen.

Der Special am Samstag lief einfach klasse. Ich denke, den haben wir noch nie so hinbekommen wie in Balve. Jonny hatte mir noch den Tipp gegeben, dass ich Daggi vor den Pirouetten etwas deutlicher kontrolliere. Das habe ich gemacht und ich denke, das hat auch gut geklappt. Am Ende kamen für uns 74,667 und Platz vier heraus – Hammer! So viele Prozentpunkte hatten wir im Special noch nie!

Und die Kür? Die war einfach nur klasse! 79,25 Prozent – das hatten wir auch noch nie! Ich war schon aufgeregt, weil es meine Premiere mit der Kür war. Da weiß man nicht, ob die Kür und die Musik ankommen und ich habe an Daggi auch ein bisschen gemerkt, dass er die Kür noch nicht so kennt. Bei den klassischen Aufgaben weiß er schon, wann was kommt. Aber es lief und hat riesigen Spaß gemacht. Und dann hieß es warten, was meine Kollegen so machen. Dann häuften sich die Fehler, die Wertungen kamen heraus, eine nach der anderen und plötzlich hatte ich die Bronzemedaille! Wahnsinn – ich habe das auch einen Tag später immer noch nicht so richtig begriffen. Bei der Meisterschaftsehrung, als die Hymne gespielt wurde, hatte ich schon ein paar Tränchen in den Augen. Das war ein unheimlich emotionaler Moment. Bei Mama habe ich die Tränen schon schimmern gesehen, als ich aus dem Viereck kam. Und gestern Abend haben wir dann schön mit Sekt angestoßen.

Als i-Tüpfelchen obendrauf darf ich auch noch in Aachen in der Mannschaft reiten. Ich freue mich riesig!