Herning – Mein persönlicher 'Nachschlag'

29.08.2013

So langsam erhole ich mich von Herning. Es war einfach der Wahnsinn in allen Bereichen – und das kann auch ganz schön anstrengend sein :)
Es war toller Sport, irre spannend, ein super Riesenstadion und noch dazu als i-Tüpfelchen das absolute Reitwetter, wie man es sich wünscht.

Eins muss man ja sagen: Die Dressurreiter haben alles gegeben, um es spannend zu machen! Ich habe mit Tina (Sprehe) auf der Tribüne gesessen als die Verreiterei im Special losging. Wir waren nur froh, dass wir schon geritten waren. Wir hätten bestimmt die ganze Zeit daran gedacht, dass wir uns bloß nicht verreiten und schwups wäre es wahrscheinlich passiert.
Fast urig waren die Springreiter. Schon bei einer Pressekonferenz im Vorfeld waren die wirklich geknickt, dass sie dieses Mal nicht im Vordergrund stehen, schon von der Zeiteinteilung her. Die sind schon ein bisschen verwöhnt. Aber ich finde, sie können sich ruhig daran gewöhnen, dass wir immer interessanter werden – und wenn wir die Tricks aus der Tasche ziehen und uns verreiten. Nein, keine Angst, das ist nur ein Scherz!

Die Ankunft zu Hause war auch schön. Vor Daggis Box hing ein Heukranz mit Apfelkörbchen, unsere Stallcrew hatte ein super süßes Willkommens-Schild gemalt und bei Helen (Langehanenberg) wurde zur Überraschungsfete geladen. So eine EM kann ja auch gar nicht genug gefeiert werden, finde ich!

Während der EM hatte ich tatsächlich Tag für Tag die Freudentränen in den Augen. Erst die Teamwertung, bei der Daggi und ich ja schon eine gute Leistung gebracht haben und dann die Spannung bei den anderen. Oh Mann, das war ganz furchtbar, auf der Tribüne zu sitzen und zuzugucken. Da bin ich beim selbst Reiten viel ruhiger. Und dann kam der Special. Na klar habe ich von der Kür geträumt, aber nicht damit gerechnet. Ich wusste nur, wenn ich eine Chance haben möchte, muss ich so perfekt wie möglich reiten. Meine Mutter hat auf dem Rückweg zum Stall zu mir gesagt: „Du willst verdammt gerne Kür reiten. Das hat man gesehen.“ Mama war insgesamt, glaube ich, sowieso nervöser als ich.
Der Special war für mein Gefühl die beste unserer drei EM-Prüfungen. Da hat wirklich fast alles gepasst. Und dann kam die Kür. Das war eine unglaubliche Stimmung in dem Stadion. Als die Zuschauer auf der Schlusslinie alle mitgeklatscht haben, hatte ich ein ständiges ‚Brrr, brrrr, brrr’ auf den Lippen. Überhaupt war Daggi in der Kür ganz schön angespitzt, war nicht ganz so gut zu kontrollieren wie im Special und ich kam nicht ganz so gut zum Reiten. Ich habe auch gemerkt, dass ich die Kür erst das zweite Mal geritten habe. Zum Herbst hin werde ich da noch einmal ein bisschen dran ‚herumfeilen’.

Absolut klasse war auch unser Team in Herning. Wir hatten so viel Spaß zusammen – beim Klettern, Basketball spielen, Essen gehen… Isabell hat Tina und mich immer motiviert und ‚an die Hand genommen’. „Macht heute Abend, wozu Ihr Lust habe, morgen müsst Ihr volle Leistung bringen.“ Oder „Esst ordentlich, Ihr Zwei!“ oder „Wir reiten auf Attacke!“ Das war schon toll zu sehen, wie sie sich mit ihrer Erfahrung auf die Wettkämpfe vorbereitet. Im Team erlebt man das doch noch einmal viel näher als auf normalen Turnieren, bei denen man doch eher nebeneinander reitet. Isabell reitet nicht nur selbst auf Attacke, sie hat es auch zu uns direkt gesagt. Das fand ich klasse. Sie war wie ein Kapitän einer Fußballmannschaft für uns. Am Sonntag vor der Kür hat sie mir noch eine SMS geschickt und viel Glück gewünscht. Echt nett!
Ein bisschen nervt das Gerede: ‚Die Deutschen sind im Dressursport wieder da!’ Die/wir waren doch nie weg. Der Sport ist so eng an der Spitze, dass die Tagesform entscheidet und in Herning waren eben wir vorne. Und mal ganz ehrlich: Daran war nicht zuletzt Helens Mega-Grand Prix „schuld“! Da saß nicht ein Ohr an der falschen Stelle bei diesem Grand Prix. Damon Hill war nie verkantet, falsch gestellt oder sonst eine Kleinigkeit, da war alles top!

Daggi hat jetzt erst einmal Pause und ich habe auch noch keinen Plan, wann er wieder an den Start gehen wird. Das besprechen wir alles ganz in Ruhe – und zwischendurch genießen wir noch total alle Erinnerungen rund um Herning!