Schreck der Kameras

16.09.2013

Was für ein Wochenende! Da hatte ich eine geniale Europameisterschaft und innerhalb der nächsten zwei Wochen wurde ich nun wirklich komplett auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Erst hat Fats ein Hufgeschwür und kann nicht beim Bundeschampionat gehen. Dann unsere chaotische Fahrt Richtung Donaueschingen, bei der wir nur bis Würzburg gekommen sind (s. News) Und dann kommt unser Polen-Erlebnis. Oha!
Nachdem wir nicht bis Donaueschingen gekommen sind und umdrehen mussten, hat es tatsächlich mit unserer Startgenehmigung für das Weltcup-Turnier in Polen, in Wroclaw, geklappt. Also, Mama und ich in den Lkw, Qui Vincit hinten rein und los. Zehn Stunden Fahrt und dann waren wir da. Eine sehr schöne Anlage mit Rennbahn hat uns erwartet. Boxen und Böden waren gut, alles war wirklich schön gemacht. In der Nacht zum Samstag regnete es ziemlich heftig, aber die Veranstalter waren sofort mit Baggern da und hatten das Wasser gut im Griff.
Am Samstag im Grand Prix war auch noch alles ganz in Ordnung. Qui Vincit hat beim ersten Grüßen und vor dem Rückwärts-Richten nicht gut gehalten und beim Anpassagieren aus dem Schritt hat ein Fotoapparat geklickt und er hat sich kurz erschrocken. Trotzdem: Alles in allem war ich zufrieden und war noch mit 69,... Prozent Zweite.
Aber dann kam der Sonntag! Wie vom Himmel geflogen standen plötzlich drei 2,5m hohe Türme entlang der linken Seite des Vierecks. Sage und schreibe sechs Fernseh-Kameras waren dort aufgebaut und hinter den Kameras Kameramänner mit flatternden Regenmänteln. Und das alles knapp einen Meter vom Viereck entfernt. Das war zu viel für Qui Vincit – und für einige andere Pferde auch. In der Kür kann man ja recht ‚kreativ’ in der Linienführung sein und ich habe die Trabtour auch noch irgendwie hinbekommen, aber im Galopp kam ich nicht über die Mittellinie hinaus. Die Pirouetten hatten eher was mit Flucht zu tun. Vinci hatte einfach höllische Muffe vor diesen riesigen Kameratürmen. Irgendwann habe ich mir eingestanden, dass das wirklich keinen Sinn hat und habe die Kür abgebrochen. Was für ein Frust!
Mal ganz ehrlich: Auch wenn ich über den ersten Ärger und Schock hinweg bin, ich finde es schon weit weg von dem sogenannten ‚horsemanship’, direkt am Weltcup-Viereck mal so eben sechs Kameras zu postieren. Wären die nur zwei, drei Meter vom Viereck entfernt gewesen, hätten wir sicher eine Chance gehabt. Oder hätten sie wenigstens schon einen Tag vorher da gestanden, dann hätte man eine Chance gehabt, sein Pferd daran zu gewöhnen. Aber so – das fand ich echt nicht schön. So etwas macht man nicht.
An diesem Wochenende wäre ich wirklich lieber zu Hause geblieben.
So, nun habe ich mich einmal ausgejammert und nu ist gut. Jetzt wird wieder nach vorne geguckt!